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Amorgos Reiseimpressionen: Eine Reise in die Vergangenheit

Die einen nennen es Paradies, in Reiseführern und in vielen Reiseblogs wird es als der Geheimtipp gehandelt. Es diente als Kulisse für den Film „Rausch der Tiefe“ und mancher Aussteiger blieb hier hängen. Für mich war es eine Reise in die Vergangenheit meiner Familie, die mir viele besondere Momente und Überraschungen bescherte.

Eine jede Reise hat einen Ursprung, einen Gedanken, eine Sehnsucht, einen Wunsch, einen Traum. Den Reisebericht widme ich meiner lieben Mutter, denn sie hatte den Wunsch, eine Reise in die Vergangenheit Ihrer Jugend zu unternehmen und mir zu zeigen, welche geheimnisvollen Schönheiten diese Insel zu bieten hat.

Es war der 15. August 1965, als meine Mutter zu Ihren Flitterwochen gemeinsam mit meinem Vater das letzte Mal die östlichste Kykladeninsel Amorgos besuchte, wo Sie als Kind, vor Zeiten des Krieges ihre letzten, unbeschwerten Sommerferien verbrachte. Damals noch mit einem kleinen Boot vom Athener Festland und dann per Esel einen einstündigen Fußweg den steilen Berg hinauf nach Chora, Hauptstadt der Insel.

51 Jahre später, hat sich das Bild der Insel natürlich geändert. Einige asphaltierte Straßen erleichtern das Reisen, kleine Hotels bieten in allen Kategorien den zahlenden Gästen alle Annehmlichkeiten. Autovermieter, kleine Tavernen und eine Handvoll Supermärkte finden sich bereits an den Haupthäfen Katapola und Ägiali. Und in den Monaten Juli und August ist die Nachfrage höher als die Kapazitäten der Insel. In den übrigen Monaten wirkt Amorgos verschlafen und ist immer noch, für heutige Verhältnisse schwer zu erreichen. Eine kleine Fähre „Skopeliotis Express“ fährt täglich die kleinen Kykladeninseln mit Iraklia, Schinoussa und Danoussa und Amorgos an. Aber einfacher und unbeschwerlicher ist eine Reise von Athen aus mit der Blue Star, welche in der Nebensaison zwei Mal die Woche Amorgos in einer neun stündigen Fahrt anläuft.

Angekommen auf der Insel spürte ich die Stille und die Ruhe, welche die kargen Berge und das tiefblaue Meer ausstrahlen. Unser Auftrag war klar. Auf den Spuren der Jugend meiner Mutter möglichst viele Orte und „alte Bekannte“ zu treffen. Amorgos, ca. 30 Kilometer lang und zwischen zwei und zehn Kilometer breit hat aktuell ca. 1600 Einwohnern die dauerhaft auf dieser Insel leben. Auf den Kykladen, insbesondere auf Amorgos wehen bisweilen ganzjährig starke Winde. Trotz notorischer Wasserknappheit und teilweise schwer zu bestellendem Boden, trotz schwieriger Erreichbarkeit der Insel und dem lockenden Ruf der Großstädte Athen und Thessaloniki sind die wahren Helden auf der Insel geblieben.

Denn was wir in den folgenden Tagen erleben durften, sind Begegnungen mit fantastischen Menschen, die trotz oder erst recht wegen dieser widrigen Umstände wahre Lebenskünstler sind und jeder hat eine eigene Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit diesen Geschichten hat die Insel einen zusätzlichen Reiz, auf den ich die letzten Jahre sehnsüchtig gewartet habe. Da ist zum einen die Geschichte um Frank, der seit 40 Jahren auf der Insel lebt. Als Aussteiger aus Deutschland gekommen hat er sich mit kleinen Arbeiten über Wasser gehalten und inzwischen eine Existenz auf der Insel aufgebaut hat. Sein 22 jähriger Sohn, auf der Insel geboren und aufgewachsen ist mehr Grieche als so mancher Inselbewohner.

Wenn abends die Bewohner sich an der Hafenpromenade im Cafenion Mirtos zum abendlichen Plausch und Brettspiel treffen, ist immer einer mit von der Partie. Jannis Skopelitis, einer der Helden der Kykladen. Mit seinem Skopelitis Express verbindet er die kleinen Kykladeninseln und Amorgos mit täglichen Touren zur Hauptinsel Naxos, wo sich Krankenhäuser mit eigener Röntgenstation, einige Fachärzte, die wesentlichen Behörden und weiterführenden Schulen befinden. Die Inseln Iraklia, Schinoussa, Koufonissi zählen wie auch Amorgos zu den bevölkerungsschwachen Kykladen Inseln. Mit staatlicher Unterstützung hält der Reeder den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kreislauf mit seinem Skopelitis am Leben.

Das knappe monatliche Grundeinkommen liegt bei einer Vielzahl der Bewohner bei unter € 300. Im Gegenzug steigen die Lebenshaltungskosten in einem unverständlichen Verhältnis, erst recht seit den letzten Regierungsbeschlüssen. Ein schwer zu stemmendes Problem für einen Großteil der Menschen. Das ist mitunter ein Grund, dass immer mehr Menschen die Inseln verlassen und ihr Glück in den Großstädten und im Ausland suchen und damit die Wirtschaft und die Infrastruktur weiter schwächen.

Bei den Fahrten durch die Bergdörfer habe ich viele baufällige alte Häuser gesehen. Die Komposition aus Natur und Stein besitzen eine magische Anziehungskraft. Im Objektiv das verlassene, baufällige Haus, die zerfallene Windmühle und im Hintergrund das tiefblaue Meer mit seinen zerklüfteten Felsformationen. In den Dorfkaffees finden sich die Verbliebenen ein. Wenn Sie die erste Scheu des Fremden Besuchers überwunden haben, werden Sie gesprächig und bei einem Glas Ouzo wird aus einem Gespräch eine spannende Geschichte. Manolis ist bereits 97 Jahre alt und gilt in seinem zehn Seelendorf als besonders sportlich. Er verabscheut die Fahrten mit dem Wagen und geht mehrfach die Woche von Kolofana entlang der Eselpfade parallel zur ausgebauten Landstraße zum 15 Kilometer entfernten Chora. „Nie ein Tropfen Alkohol getrunken, nicht geraucht, dafür täglich eine Knolle Knoblauch, ein Löffel Olivenöl“, das ist sein Geheimnis, sagt er, als ich nach seinem Lebensrezept frage. „Und tanzen und singen tut er immer noch wie ein junger 60 jähriger“ ruft Stavroula die Kaffeebetreiberin hinterher.

Ist hier ein Michalis? fragt hier meine Mutter. Wir hatten in Erfahrung gebracht, dass ihr Cousin sich auf Amorgos befindet und sind gleich in das Dorf gefahren um zu schauen, ob er sich dort aufhält, denn eine Frau, die wir als Anhalterin mitgenommen hatten verriet es uns im Gespräch während der Fahrt zum südlichen Zipfel der Insel.

Ein knurriger Mann schaut meine Mutter an und sagt. „Ich habe Dein Gesicht schon einmal gesehen!“
Ein kurzes Zögern und eine unendliche Minute der Ruhe als es plötzlich aus beiden herausschießt… „Ich bin der Michalis“, knurrt er ungläubig, „Und ich bin deine Cousine…“ sagt meine Mutter. In der Kindheit haben beide zusammen zwischen den längst verlassenen Windmühlen zwischen den engen Gassen Fangen gespielt. Jeder ist seinen Weg gegangen, sie haben sich vor 40 Jahren nochmal in Thessaloniki getroffen und nun per Zufall in einem Dorfkaffee wo sich maximal ein einzelner Tourist auf der Suche nach dem Foto seines Lebens verirrt. Eine wahrhaftig rührende Geschichte.

Michalis` Telefon klingelt. Kostas am anderen Ende der Leitung. Ein kurzes Gespräch zwischen den beiden. Plötzlich steht Michalis auf und sagt: „Lasst uns zu Kosta fahren, er will euch sehen.“ Kosta ist der Neffe meiner Mutter und irgendwie dann wohl auch verwandt mit mir. Wir stehen auf und fahren gemeinsam mit dem Wagen zu Kostas, seiner Frau Ourania uns seinen vier Kindern. Was uns erwartet ist ein üppig gedeckter Tisch mit allen Köstlichkeiten, von Fisch bis zum leckersten Käse. Wenn ich mir vorstelle, dass ich bei mir zu Hause Gäste einlade, brauche ich teilweise mehrere Tage für die Vorbereitung. Zwischen Anruf und Essen lagen maximal 30 Minuten. Es scheint als hätte man nur auf uns gewartet. Was für ein Erlebnis, welch herrliche Gastfreundschaft. Beim Essen erfahre ich viel über das Leben der Menschen auf der Insel, samt Tipps, was ich mir auf der Insel unbedingt anschauen soll.

Spektakulär in der Felswand eingebettet, hoch aufragend über dem ägäischen Meer, liegt die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Amorgos, das Kloster Panagia Hozoviotissa. Um 812 erbaut ist es inzwischen über einen Treppenaufstieg mit 323 Stufen von der Westseite unterhalb von Chora erreichbar. Zum abendlichen Sonnenuntergang bietet sich für den Hobbyfotografen ein besonderes Farbenspiel. Amorgos bietet den ungeübten und den geübten Wanderern gleich mehrere ausgewiesene Wanderpfade an. Die wichtigsten sieben Wanderwege sind markiert und in jedem Schwierigkeitsgrad vorhanden. Eine Wanderung geht von Katapola nach Minoa, eine minoische Festung, die als Vorposten für Kreta zu Hochzeiten der minoischen Kultur diente. Die zwei ca. 90 minütige Wanderwege zur Festung wird mit Ausblicken auf die benachbarten Inseln Koufonissi und Naxos belohnt.

Gleich mehrere kleine Sandbuchten im Norden „Aegali Beach“ und im Süden Kalotaritsa und Paradiese Beach oder einer der vielen Stein und Kieselstränden wie beispielsweise Mouros Beach in der Mitte der Insel laden zum tiefenentspannten Baden ein.

Nach einer Woche Stille und ursprünglicher Natur wird es Zeit Amorgos zu verlassen. Ein letzter Sonnenuntergang, ein letzter Gang in die Taverne. Die Skopelitis sticht um 06:00 Uhr in Richtung Naxos in See. Langsam entfernt sich das Schiff von der Insel und auf dem Deck des Schiffes verabschiede ich mich von der Insel, die ich ganz sicher mit meinen Kindern wieder besuchen werde um ihnen zu zeigen, wo ihre Großmutter einst die Sommerferien verbracht hat.

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